Lernkarten – so werden organisatorische Änderungen institutionalisiert

Inzwischen macht die Beratung bei organisatorischen Änderungen, z.B. Reorganisationen und Einführung neuer Prozesse, einen Großteil meiner Arbeit aus. Einen wichtigen Beitrag leisten mir hier seit einigen Jahren Lernkarten. Während man als Mitarbeiter bei organisatorischen Änderungen meist eine Schulung verpasst bekommt, mangelt es danach häufig an Unterlagen, die man gern wieder in die Hand nimmt. Oder ackern Sie die 100-seitigen Schulungsunterlagen vom letzten Training wirklich noch einmal gerne durch?

Das beste Feedback habe ich bisher mit Lernkarten geerntet. Hier das Kochrezept, um diese zum Leben zu erwecken:

  1. K.I.S.S.
    Keep it simple, stupid. Konkret: Keine Raketentechnik verwenden, da Lernkarten zum Zeitpunkt der Erstellung schon die ersten Errata wie von Wunderhand angezogen haben. Bewährt hat sich DIN A4 einseitig in Farbe, dann mittig gefaltet und laminiert…denn Kaffeeflecken werden durch Lernkarten ebenso magisch angezogen.

  2. Template
    Man sichere sich einen Grafiker der Zielorganisation und lasse ein hochwertiges Masterlayout mit Logo etc. designen.

  3. Less is more
    Man nehme sich das Quellmaterial und versuche mit wenig Worten zu beschreiben, an was sich die Leser nach dem Training erinnern sollen. Bewährt hat sich die Schriftgröße 14 Punkt, kurze Sätze möglichst nur eine Zeile lang und eine klare Gliederung. Hier sind Designer gefragt und keine Powerpoint-Invaliden. Klare Diagramme wirken Wunder, aber bitte nicht in Briefmarkenformat.

  4. Verteilen
    Nachdem man ein williges Opfer zum Laminieren gefunden hat, halte man das Training ab und beglücke die Teilnehmer im Anschluss mit der oder den Lernkarten.

  5. Organisation
    Alle Lernkarten sollten eine Versionsnummer tragen und in geeigneten Abständen aktualisiert werden. Dazu muss man natürlich verfolgen, welche Gruppen welche Karten haben. Weiterhin empfiehlt es sich bei genügend Lernkarten Ständer oder andere Aufbewahrungsmöglichkeiten anzubieten damit die Karten nicht irgendwo verstauben.

  6. Wiederholen
    Wenn immer möglich sollte man als Moderator, Organisator etc. die passende Lernkarte dabei haben und die Leser damit über ihr Glück aufklären, bis sie tatsächlich selber lesen. Es ist immer wieder ein Wunder wie lange es dauert, bis die ersten Fehler auf den Karten gefunden werden.

Selbst wenn die Karten nicht sofort gelesen werden, ermöglichen sie einen äußerst einfachen und schnellen Zugriff zur Rekapitulation des Gelernten. Allein das Gefühl, etwas Haptisches aus dem Training mitgenommen zu haben das man freiwillig wieder in die Hand nimmt, stellt bereits einen Vorteil dar.

Vor diesem Hintergrund sollten Sie auch jegliche ausführlichen Handbücher für organisatorische Ändeurngen vermeiden, es sei denn Sie stehen vor einem Rechtfertigungsproblem. Vielmehr empfehle ich Informationen in Enterprise Wikis abzulegen, da sie dort sinnvoll strukturiert angeboten werden können und der Leser wählen kann, wo er wie tief in die Materie einsteigt…oder suchen Sie sich gerne in meterlangen Word- und PDF-Dokumenten einen Wolf?

1 Responses to Lernkarten – so werden organisatorische Änderungen institutionalisiert

  1. […] Auch wenn Andreas Heilwagen sonst eher über cooles Hightech-Spielzeug á la iPad, Kindle & Co berichtet, hat er sich durchaus einen Sinn für konventionelle Tools und Methoden behalten und empfiehlt ganz klassisch Lernkarten für das Changemanagement. […]