Getestet: Merlin für Mac, Web und mehr – Teil 2

Software (Icon)Weiter geht es mit der Evaluierung von Merlin, hier finden Sie Teil 1 des Tests. Wir befinden uns noch im Bereich Ressourcen. Hier noch weiteres Highlight: die Übersicht über die Ressourcenauslastung mit Farben pro Status:

merlin-ressourcenuberlastung

Sofern eine Ressource überlastet ist, braucht man für eine Korrektur nur einen der Vorgänge in der Auslastungsansicht zu wählen und über den Inspektor in die Vorgangs-/GANTT-Ansicht zu wechseln zur Bearbeitung. Die Auslastung der einzelnen Ressourcen kann auch direkt in der Vorgangsansicht gezeigt werden.

Damit kommen wir zu einem der Schwachpunkte von Merlin:

merlin-wbs-codes

Man kann in Merlin zwar definieren, wie WBS-Codes aussehen sollen, allerdings werden die Mitarbeiter ebenfalls mit WBS-Codes versehen und in der ersten Spalte der Vorgangsansicht nummeriert. Während man die Nummerierung noch hinnehmen kann, macht die Codierung mit dem WBS-Code keinen Sinn und reduziert das allgemeine Vertrauen in Merlin. Ich habe allerdings während der bisherigen Tests keine weitere konzeptionelle Schwachstelle wie diese gefunden.

Wiederum sehr angenehm gelöst ist die Anzeige von Folgeänderungen durch blaue Hinterlegung der entsprechenden Felder. D.h. wenn man einen Vorgang ändert, sieht man sofort, an welchen Stellen Merlin Änderungen durchgeführt hat:

merlin-updates-gekennzeichnet

Besonders angenehm ist mir die Hinterlegung der Details der Sammelvorgänge auf höchster Ebene aufgefallen. So behält man schnell den Überblick:

merlin-group-boundaries

Durch die umfangreichen Konfigurationsoptionen für die Ansicht kann man den kritischen Pfad zusätzlich farblich hervorheben und alle angezeigten Informationen im GANTT-Chart über sogenannte Styles detailliert steuern.

Natürlich gibt es auch einen Netzplan:

merlin-netzplan-reporting

Eine weitere Arbeitshilfe sind die Warnungen. In diesem Fall wird ein Scheduling Conflict angezeigt, sowohl im Inspector, als auch in der Vorgangsliste. Durch Klick auf eine Warnung im Inspektor landet man direkt auf dem problematischen Vorgang:

Merlin - Scheduling conflict

Im Bereich Reporting gibt es leider nur wenige Möglichkeiten, dafür aber eine Meilensteintrendanalyse. Lt. Project Wizards sind in diesem Bereich glücklicherweise viele Änderungen geplant. Die Liste der Export-Formate gefällt derzeit umso besser: OPML, CSV, MS Project (XML, MPX), iCal, XML, Image, Mind Map und HTML. Für jedes Format gibt es diverse Varianten und Optionen.
Man kann die Screenshot-Liste jetzt natürlich beliebig fortsetzen, einen allgemeinen Eindruck sollte man aber gewonnen haben. Hier nun tabellarisch die von mir identifizierten Stärken und Schwächen sowie meine Empfehlungen für das nächste große Release von Merlin.

Stärken Schwächen
  • Usability: hervorragend
  • Eignung für kleine Projekte: sehr gut
  • Methoden wie MTA implementiert
  • Projekttemplates
  • viele Exportformate
  • Konfiguration von Workspaces (Ansichten)
  • Zusammenführen von Projektdateien
  • ressourcenschonend
  • keine Windows-Version
  • nicht geeignet für große Projekte
  • nur wenig Reportingmöglichkeiten
  • einige Konzepte nicht zu Ende gedacht (WBS-Codes, Ressourcengruppen)
  • jedes zu editierende Feld muss extra angeklickt werden
  • Verteilte Dokumentation (Quickstart, PDF auf der Homepage, FAQ im Web, Google Groups)

Für die nächste große Merlin-Version stehen auf meiner Wunschliste:

  1. Unterstützung großer Projekte
  2. Unterstützung von mehr Methoden wie der EVA, WBS etc.
  3. Konfiguration verschiedener PM-Standards
  4. Ressourcenpools
  5. Unterstützung von Methoden wie SCRUM
  6. Zentrale Dokumentation

Fazit der bisherigen Arbeit mit Merlin für mich ist, dass ich es auf jeden Fall für kleine Projekte einsetzen werde, wenn ich die Wahl des Tools habe. Für größere Projekte bringt es derzeit nicht den notwendigen Funktionsumfang mit. Wenn man sich die Homepage der Project Wizards ansieht, sollte der Weg nach oben nur eine Frage der Zeit sein. Immerhin ist ein Merlin Server in Entwicklung.
Der große Pluspunkt von Merlin ist die Usability. Ich mag meine Zeit nicht einem Tool opfern, dass in der Standardeinstellung unglücklich konfiguriert ist. Über die kleinen Irritationen kann man hinwegsehen.

Sobald die iPhone-Version verfügbar ist, werde ich sie mir ansehen und in dem Zusammenhang auch gleich einen Blick auf die Webschnittstelle werfen. Immerhin hat Windows ja noch den größten Marktanteil.

6 Responses to Getestet: Merlin für Mac, Web und mehr – Teil 2

  1. […] hatte ich bereits die beste native Projektmanagement-Applikation für den Mac getestet (Teil 1 und Teil 2), nun habe ich vor allem die iPad- und die Web-Versionen im Visier gehabt, wobei die iPhone- und […]

  2. Hallo Herr Heilwagen und Herr Blome.

    Zunächst mal grosse Klasse. Was Sie beide geleistet haben, der Eine mit seinem Software Paket und der andere mit seinem Feedback. Macht beides Spass zu erleben.
    Ich beobachte Merlin schon seit 2006 und bin von der Anmutung schlicht begeistert.Benutzerfreundlichkeit, Optik, wachsende Funktionalität etc.

    Bei allen anderen Punkten die ich beurteilen kann (jahrelang Projektmanagementtraining der F&E in Großkonzernen; Einführung von neuen weltweiten PM Standards für 12.000 IT MA etc.) folge ich der Wunschliste von Herrn Heilwagen und bin Ihnen für Ihre wohlwollenden und zielgenauen Kommentare sehr dankbar. Ich habe einen extrem großen Markt für eine BSC-Strategie Software z.B. „Vision IC etc.“ kompatible PM Software ausgemacht, da ich davon ausgehe, dass Innovationsmanagement, also die „Wachstumsmaschine“ für KMU’s und Großunternehmen im Multiplen PM „gehandelt“ werden muss; und da ist die Windows Welt dominant – immer noch. Egal wie schön und cool wir unsere Macs finden sind wir im Kooperationszeitalter auf Kooperation angewiesen. Ich kann keinem meiner gecoachten Start up’s bisher Merlin empfehlen weil das Windows app fehlt. Und ich hasse das :-). Also Finanzierungsrunde durchführen 20 Programmierer einstellen und Windowsrelease für 7.0 rausbringen. Ich sehe da eine riesige Marktlücke, wenn es Merlin gelingen würde sich in Business Intelligence Lösungen hineinzuschieben und so für Start Up’s, KMU’s, Plattformübergreifend den Unternehmensstart aber auch die 10 Wachstumsphasen durch Merlin PM angenehmer zu meistern :-).
    mfg
    Wilfried Zaremba

    • Hallo Herr Zaremba,

      mit dem grundsätzlichen Wunsch nach der Windows-Version haben Sie recht. Als alter Softwarearchitekt und -entwickler muss ich allerdings auch für Herrn Blome eine Lanze brechen. Wenn man zum großen Teil auf Bibliotheken eines Betriebssystemherstellers setzt, kann man eben auf der Basis nicht mal eben eine Windows-Version bauen. Bei möglichst umfangreich gemeinsamer Codebasis wären beide Versionen aufgrund des erzwungenen kleinsten gemeinsamen Nenners der Betriebssysteme grauenhaft, in allen anderen Fällen wäre ein 10-Mann-Unternehmen wie die Project Wizards erst einmal nicht mehr in der Lage der geplanten Roadmap zu folgen. Aus diesem Grund werde ich mit die Webschnittstelle besonders genau anschauen. Aber vielleicht geschieht ja doch eine große Überraschung und wir haben zwei Versionen analog MS Office 2007 und MS Office 2008 für den Mac. Hoffentlich aber dann mit einer Windows-Version von Merlin, die nicht so schlecht ist wie die Office-Version für den Mac.

  3. […] Andreas Heilwagen den ersten Teil, des Merlin-Tests bereits am 13. Februar veröffentlicht hat, war heute der zweite Teil mit einer […]

  4. Frank Blome sagt:

    Vielen Dank für die beiden wunderbaren Artikel und auch für die damit verbundene Arbeit!

    Ich freue mich natürlich, dass Merlin gut dabei „weggekommen“ ist und möchte kurz auf den Haupt-Kritikpunkt eingehen.

    Sie schreiben „Merlin ist nicht geeignet für große Projekte“. Das kann ich so natürlich nicht stehen lassen. Auf der einen Seite weiß ich von vielen sehr großen Projekten bei namenhaften Firmen (die ich aber hier aus Gründen der Diskretion nicht nennen darf), die Merlin erfolgreich einsetzen. So viel schon mal auf der praktischen Seite.

    Andererseits schließen Sie Ihre Annahme aus der „…unzureichenden Umsetzung der WBS-Codes“ oder der Zeilennummern. Das mag sicher Ihrer Meinung nach sicher richtig sein. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass nicht jeder Anwender auf Basis einer Nummerierung arbeitet. Um ehrlich zu sein, ist das mehr so die Minderheit.

    Zu den anderen „Schwächen“:

    zu 1) Es wird keine native Windows-Version geben solange wir nur den kleinsten gemeinsamen Nenner der GUI-Objektew verwenden können. Damit würde Merlin einfach nur hässlich. Ausserdem sehen wir uns nicht im Windows-Markt.

    zu 2) Große Projekte; siehe den Anfang dieses Kommentars

    zu 3) Reporting; ja stimmt, das muss verbessert werden!

    zu 4) Wir werden uns das Thema für eine spätere Version von Merlin einmal ansehen

    zu 5) Das ist das Bedienungskonzept für den Mac… wenn das schlecht ist, ist das ganze Mac OS X schlecht 😉

    zu 6) Verteilte Doku; Stimmt, das sollte mal etwas aufgeräumt werden.

    Last not least, die Wunschliste… die unterschreibe ich weitestgehend so wie sie ist 😉

    • Hallo Herr Blome, vielen Dank für Ihre detaillierte Antwort. Sicher kann man Merlin für große Projekt einsetzen, allerdings sind die typischen Anforderungen großer Projekte nicht direkt in Merlin erfüllt. Über alternative Wege kann man sich Lösungen schaffen und damit natürlich auch Merlin einsetzen.

      Ich freue mich wenn die Usability von Merlin erhalten bleibt und besser wird, dafür verzichte ich persönlich gerne auf eine Windows-Version. Bei 5: ja, das Bedienkonzept des Mac ist an der Stelle schlecht. Wie Sie schon erwähnt haben war das auf Tiger besser. Da hat Apple mit der Entfernung des Features keine benutzerfreundliche Entscheidung getroffen.